Dr. Gerrit M. Große
Dr. Gerrit M. Große

Kurzbiographie PD Dr. Gerrit Große

Dr. Gerrit M. Große hat an der Medizinischen Hochschule Hannover Humanmedizin studiert und befindet sich seit Januar 2015 in Facharztweiterbildung in der Klinik für Neurologie. Er beschäftigt sich seitdem als Mitglied der neurometabolischen Arbeitsgruppe (Leitung: Prof. Dr. Karin Weissenborn) mit klinischen Fragestellungen zu zerebrovaskulären Erkrankungen und hat an mehreren multizentrischen Studien zur Akuttherapie und Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls mitgearbeitet. Der Fokus seiner Arbeit liegt in der Identifikation neuer Biomarker, die eine Unterstützung der diagnostischen Abklärung der Schlaganfallätiologie und damit eine verbesserte Sekundärprophylaxe ermöglichen sollen. In enger Kooperation mit Kollegen der Kliniken und Institute für Kardiologie und Angiologie, Nuklearmedizin, Pharmakologie, Pathologie sowie der Gefäßchirurgie wurden und werden hierbei sowohl bildgebende, histologische als auch laborchemische Methoden zur Bestimmung inflammatorischer und endothel-spezifischer Marker verwendet.


Bedeutung des Projektes für die Gesellschaft

In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 270 Tausend Schlaganfälle. Die Erkrankung ist trotz großer Erfolge in den letzten Jahren weiterhin die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Invalidität in Deutschland. Daher ist der Schlaganfall nicht nur für die Betroffenen von großer Bedeutung, sondern hat auch einen enormen sozioökonomischen Einfluss. Dementsprechend kommt der Schlaganfallprävention und insbesondere der Sekundärprävention bei Patienten mit bereits eingetretenen Ereignissen eine wichtige Bedeutung zu. Es ist alarmierend, dass sich die Rate wiederholter Schlaganfälle in den letzten 20 Jahren nicht wesentlich geändert hat. Etwa jeder vierte bis fünfte Schlaganfall ist ein Rezidiv. Für eine zielgerichtete Verhinderung weiterer Ereignisse ist die Klärung des jeweiligen Mechanismus unabdingbar. Im klinischen Alltag ist die Auswahl der optimalen Sekundärprävention jedoch häufig schwierig, zum Beispiel bei konkurrierenden, oder überhaupt nicht eruierbaren, so genannten kryptogenen Ursachen. Hier setzt das PRACTIS-Projekt „Identifikation neuer Biomarker für eine individualisierte Schlaganfalldiagnostik“ an. In drei Teilprojekten wurden wichtige Schlaganfallursachen – die Halsschlagaderverengung (Carotis-Stenose), die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern sowie kryptogene Schlaganfälle – näher untersucht. Wir konnten unter anderem zeigen, dass Wechselwirkungen zwischen Markern von Veränderungen der Gefäßwände und des linken Herzvorhofs mögliche Anwendungen in der Diagnose der Schlaganfallursache darstellen können. Der Wert dieser Biomarker wird derzeit in einer Studie mit Patient:innen untersucht, bei denen aufgrund eines unklaren Schlaganfall-Mechanismus ein Ereignis-Recorder implantiert wurde. Ferner konnten wir ein spezifisches Netzwerk von Entzündungs-Botenstoffen bei Patient:innen mit einer Verengung einer Halsschlagader und resultierendem Schlaganfall feststellen. Solche Entzündungs-Marker haben nicht nur mögliche Relevanz für die Diagnostik, sondern beeinflussen offenbar auch die Wahrscheinlichkeit der Wiederherstellung der Durchblutung bei einem Verschluss eines großen Hirngefäßes, wie wir in einer weiteren Arbeit nachweisen konnten. Darüber hinaus gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Entzündungsreaktion nach einem Schlaganfall das Risiko für erneute Ereignisse maßgeblich beeinflusst. Komplementär zu dem wissenschaftlichen Fokus des Projektes erfolgte eine weiterführende Spezialisierung im Bereich der Schlaganfallmedizin mit Erwerb von Zertifikaten, Weiterbildung in Hochschullehre und Klinischer Epidemiologie. Basierend auf diesen im Rahmen des PRACTIS-Projekts erfolgten Arbeiten und Überlegungen zu Biomarkern beim Schlaganfall wurde nun eine Zusammenarbeit mit den Universitäten in Sevilla und Basel ins Leben gerufen, um die molekularen Mediatoren von wiederholten Schlaganfällen auf größerer Ebene zu untersuchen. Diese Kooperation wird von der Europäischen Kommission (ERA-NET Neuron) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell unterstützt. Darüber hinaus erfolgte in weiteren Projekten Unterstützung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Wir erhoffen uns mit diesen Initiativen, und den aufgebauten Verbünden innovative Ansätze für die Sekundärprävention des Schlaganfalls zu finden, um die Erkrankung effektiv bekämpfen zu können. Die folgende Abbildung illustriert den beschriebenen Zusammenhang zwischen Entzündung (Inflammation), Gerinnung (Thrombose), Gefäßwandveränderung (Atherosklerose) und dem Auftreten von Schlaganfällen (Stroke) und deren Wiederholung.


Persönliches Statement

Die Förderung im Rahmen des PRACTIS-Clinician Scientist Programms hat meine Karriere in entscheidendem Maße positiv beeinflusst. Durch die geschützte Forschungszeit und das Begleitcurriculum wurde ich in die Lage versetzt, meinen originären Interessen nachzugehen, Kooperationen zu stärken, mich weiterzubilden und schließlich wissenschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen. Zum Ende der Förderperiode konnte ich meine Ziele in Forschung, Lehre und Klinik vollständig erreichen. Ich bin nun habilitiert, habe ein zusätzliches PhD-Programm durchlaufen, mehrere Zertifikate erworben und Drittmittelprojekte erfolgreich einwerben können. Ohne die Unterstützung durch PRACTIS wären diese Vorhaben in dieser Form sicher nicht realisierbar gewesen. Vor allem aber motiviert PRACTIS dazu, kontinuierlich an sich zu arbeiten und die Laufbahn des (Advanced) Clinician Scientist kontinuierlich zu verfolgen.